"Kompostierbare" Folien-Müllbeutel: Ein gut gemeintes Problem für die Biotonne
Sie sind in fast jedem Supermarkt zu finden: kompostierbare Folien-Müllbeutel, oft hergestellt aus Mais- oder Kartoffelstärke. Viele umweltbewusste Menschen greifen zu ihnen in dem Glauben, der Natur etwas Gutes zu tun. Doch was als nachhaltige Lösung beworben wird, entpuppt sich in der Praxis oft als Störfaktor für das Recyclingsystem.
Der Wunsch, umweltbewusst zu handeln, ist richtig und wichtig. Doch auf dem Weg zu echten, nachhaltigen Lösungen sind sogenannte "kompostierbare" Müllbeutel aus Folie oft ein Irrweg. Tatsächlich raten viele Abfallwirtschaftsbetriebe und auch das Umweltbundesamt davon ab, sie in der Biotonne zu entsorgen. Wir erklären, warum.
Warum "kompostierbar" nicht immer kompostierbar bedeutet
Die Aufschrift "kompostierbar", oft versehen mit einem offiziellen Siegel (z. B. dem Keimling-Logo nach EN 13432), suggeriert eine problemlose Entsorgung im Biomüll. Die Hersteller erfüllen damit zwar eine geltende Norm, doch die Realität in den deutschen Kompostieranlagen sieht anders aus.
Das Problem liegt in den unterschiedlichen Zeitfenstern. Die Euro-Norm schreibt vor, dass sich die Beutel innerhalb von 12 Wochen zu mindestens 90 % zersetzt haben müssen. Die verbleibenden Partikel dürfen nicht größer als zwei Millimeter sein.
Industrielle Kompostieranlagen arbeiten jedoch in viel kürzeren Zyklen. Der Rotteprozess, bei dem Mikroorganismen bei über 60° Celsius den organischen Abfall zersetzen, dauert oft nur vier bis sechs Wochen. In dieser kurzen Zeit können die als "kompostierbar" zertifizierten Folienbeutel nicht vollständig abgebaut werden.
Die Konsequenz: Halb zersetzte Folienreste verbleiben im fertigen Kompost. Da die Sortieranlagen zudem oft nicht zwischen herkömmlichen Plastiktüten und den zertifizierten Bio-Folienbeuteln unterscheiden können, werden sie häufig als Störstoffe aussortiert und landen im Restmüll oder der Müllverbrennung. Von einer vollständigen Kompostierung kann also in der Praxis oft nicht die Rede sein.
Ein Nährstoff-Dilemma
Selbst wenn die Technologie in Zukunft eine vollständige Zersetzung der Bio-Folienbeutel ermöglichen würde, bleibt ein grundlegendes Problem bestehen: Sie tragen nicht zur Qualität des Komposts bei. Laut Umweltbundesamt zerfallen sie hauptsächlich zu Wasser und CO₂. Sie liefern dem Boden jedoch keine wertvollen Nährstoffe oder Humus, was der eigentliche Zweck der Kompostierung ist.
Im schlimmsten Fall verunreinigen nicht vollständig zersetzte Kunststoffpartikel – sogenanntes Mikroplastik – den fertigen Kompost, der später auf Feldern und in Gärten ausgebracht wird.
Papier-Biomülltüten: Die bewährte und sichere Alternative
Wenn Sie eine wirklich nachhaltige und funktionierende Lösung suchen, sind Biomüllbeutel aus Papier die beste Wahl.
-
Schnelle Zersetzung: Papier verrottet in den Kompostieranlagen problemlos innerhalb der kurzen Rottezeiten.
-
Keine Störstoffe: Es hinterlässt keine Plastikrückstände und wird zu wertvoller organischer Substanz.
-
Unterstützung des Komposts: Papier liefert Kohlenstoff, der den Mikroorganismen als Nahrung dient und den Humusaufbau fördert.
-
Ressourcenschonend: Oft werden sie aus Recyclingpapier hergestellt, was den ökologischen Kreislauf schließt.
Natürlich können Sie Ihre Bioabfälle auch lose in einem Eimer sammeln oder in altes Zeitungspapier einwickeln. Wenn Sie jedoch den Komfort eines Müllbeutels schätzen, sind Papiertüten die zuverlässigste und umweltfreundlichste Option für die Biotonne.
Veränderung beginnt bei uns selbst
Sogenannte kompostierbare Folien-Müllbeutel sind aus ökologischer Sicht oft ein gut gemeinter, aber problematischer Ansatz. Eine deutlich bessere Lösung bieten Papiertüten, idealerweise aus Recyclingpapier und ohne Aufdrucke.
Wenn wir unser Ökosystem erhalten wollen, ist es wichtig, dass wir Verantwortung übernehmen und uns für Lösungen entscheiden, die in der Praxis funktionieren. Es ist an der Zeit, unseren Lebensstil zu überdenken und ein Bewusstsein für wirklich nachhaltige Alternativen zu schaffen. Mit etwas Weitsicht können wir alle einen großen Unterschied machen. Papiermüllbeutel bieten eine wunderbare und vor allem umweltfreundliche Möglichkeit, die Natur zu schonen, ohne auf Komfort bei der Müllentsorgung verzichten zu müssen.